Der Protest – eine Stellungnahme

Grundsätzlich – Ein Protest ist ein legitimes und wichtiges Instrument, wenn Gespräche und technische Diskussionen zwischen Betroffenen ohne konkretes Ergebnis enden. Ähnlich wie vor einem zivilen Gericht werden dann die Fakten festgehalten und auf deren Zulässigkeit und Rechtmäßigkeit oder Regelkonformität geprüft.

Was passiert aber, wenn die Regeln nicht klar definiert sind ?

Im vorliegenden Fall wurde gegen den PROsport Performance Porsche 991 zu verschiedenen Punkten von „Mathol-Racing“ ein Protest geschrieben.
Es stellte sich heraus, dass Gewicht, Felgenmasse, Tankdeckel und Kühler den Regelvorgaben entsprechen.
Das Tankvolumen jedoch ist um 3,61 Liter über dem zulässigen Volumen unter Anrechnung einer Messabweichung von 1,5 Liter gemessen worden. Daher wurde das Fahrzeug als „nicht Reglement-konform“ bezeichnet und soll aus der Wertung genommen werden.

Das Team PROsport Performance hat gegen die Entscheidung der Sportkommissare Berufung eingelegt.

Der Porsche startet in der Serienwagenklasse V6. Wie alle anderen Fahrzeuge dort besitzt das Auto einen Serientank aus Kunststoff. Dieser wurde nachweislich nicht verändert oder manipuliert. Tatsächlich schaltet sich bei normaler Betankung die Zapfsäule bei weniger als 63 Liter ab. Der beauftragte technische Kommissar hat daraufhin weitere 20! Minuten „Schluck für Schluck“ Benzin in den Tank gefüllt, bis schließlich 68 Liter in Summe verfüllt worden sind. Mit dem zwar ungenutzten aber verbauten 7 Liter-Zusatztank, ergab das ein Gesamtvolumen von knapp 75 Liter (71,5 Liter sind maximal erlaubt)

Ein Serientank besteht aus Kunststoff. Verschiedene Produzenten der Fahrzeughersteller nutzen Fertigungstoleranzen unterschiedlich aus. So können z.B. Materialstärken der Wände eines Tanks variieren. Dazu können je nach Verarbeitungsmaschine die Fliesindizes (MFI) der Vorgabekunststoffe bei der Verarbeitung vom jeweiligen Hersteller unterschiedlich gewählt werden.
Im Ergebnis ist die Dehnfähigkeit der Tanks und damit die Füllmenge nie einheitlich.

Jeder Tank wird mit einem sicherheitsrelevant, notwendigen Expansionsvolumen hergestellt. Dieses Reservoir dient als „Ausgleichsraum“ für das sich eventuell ausdehnende Benzin und darf laut ECE Norm nicht befüllt werden. (Was auch siehe vorliegenden Fall nur sehr aufwendig möglich ist)
Es besteht die Gefahr, dass zunächst die Aktivkohlefilter zerstört werden und im Extrem der Tank sogar platzen kann.

Es gibt im VLN Reglement keine Norm oder Vorgäbe zur Betankung eines Rennfahrzeugs!
Alle Serientanks können mit Flüssigkeit überfüllt werden.
Wie kalt oder warm dürfen Benzin oder Tank bei Befüllung sein ?
Ist es realistisch, ein Rennfahrzeug 20 Minuten (= 2 Runden) lang zu befüllen damit sicher eine Beschädigung des Katalysators und womöglich eine Gefährdung für Leib und Leben von Akteuren oder Zuschauern zu provozieren ?

Die Frage ist: Wie können Teams ohne entsprechende Vorgaben ein Tankvolumen sicher bestimmen ?

Es bedarf einer klaren Befüllvorschrift, die nachvollziehbar und damit prüfbar ist.
Sinnvoll wäre eine Normbetankung zu definieren und dann einen Betrieb zu auditieren, der alle Tanks misst und so Prozesssicherheit und Transparenz gewährleistet.

Im vorliegenden Fall wurde die Sinnhaftigkeit dieses Protests selbst vom Protestführer Matthias Holle in Frage gestellt. Das Reglement erlaubte ihm zu dem späten Zeitpunkt aber nicht die Rücknahme des Protests, obwohl allen Beteiligten klar ist, dass PROsport Performance keinen Wettbewerbsvorteil hatte. Nachweislich wurden nie mehr als 62 Liter Benzin während des Trainings oder im Rennen in das Fahrzeug gefüllt.

Ich bin gespannt, wie der DMSB sich in dieser Sache verhält. Hoffentlich im Sinne des Sports.
Jörg Viebahn

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